"Ich oben allein" von Jost Kobusch

Werbung/Rezensionsexemplar



In diesem besonderen Buch, welches ich euch heute wirklich ans Herz legen möchte, geht es um die Geschichte des Autors Jost Kobusch. Darin erzählt er einige Geschichten über seine Erfahrungen während des Bergsteigens. Er ist ein Solo-Bergsteiger, was bedeutet, dass er seine Touren alleine bestreitet. Außerdem nutzt er auch auf 8000 Metern kein Sauerstoff. Das heißt: Jeder Fehler kann sein Leben kosten. Er erzählt in seinem Buch warum er immer wieder auf den Berg steigt und das ganz ohne fremde Hilfe. Und auch warum er immer eine Cola im Gebäck hat und auf einem Achttausender Schach spielt. Außerdem erzählt er von dem 25. April 2015, als das Everest Base Camp von einer Lawine getroffen wird. Damals war er 22 und hat das Geschehen als Einziger mit einer Handykamera festgehalten. Sein Video ist bei YouTube zu finden (https://www.youtube.com/watch?v=_JC_wIWUC2U) und wurde bereits über 23 Millionen Mal angeklickt und sogar in der "Tagesschau" gezeigt.

Das Buch hat 224 Seiten und erschien am 10.04.2017 im riva Verlag. Es kostet als gebundene Ausgabe 19,99 € und als E-Book 15,99 €.

Jost Kobusch wurde am 3. August 1992 in Borgholzhausen, einer kleinen Stadt in der Nähe von Bielefeld, geboren. Seit er 12 Jahre alt ist klettert er aktiv. Mit 21 Jahren knackte er den Weltrekord als jüngster Free-Solo-Bergsteiger, der den 6812 Meter hohen Ama Dablam in Nepal bezwang. Und das ohne Unterstützung von Sherpas und Sauerstoff. Im Frühjahr 2016 bezwang er dann den 8091 Meter hohen Annapurna-Gipfel im Himalaya. Dieser war sein erster Achttausender. Am 3. Oktober 2017 besiegte er als erster Mensch, ohne Hilfe, den Nangpai Gosum II mit 7296 Metern. Das gelang ihm erst im zweiten Versuch und er bezeichnete es als eines der "letzten echten Abenteuer", das man noch erleben könne. Außerdem unternahm er einige Solo-Expeditionen, wie zum Mount Kenia, dem zweithöchsten Berg Afrikas und zum Pik Lenin in Kirgistan.
Als er mit seinem Video, das ich schon erwähnt habe, bekannter wurde, hatte er zudem mehrere Auftritte in Fernseh- und Radiosendungen. Nach dem Erdbeben im April 2015 setzte er sich aktiv für den Wiederaufbau der getroffenen Gebiete in Nepal ein.

Ich möchte euch dieses Buch wirklich ans Herz legen, weil es einfach zeigt, wie viel man in seinem Leben erreichen kann, wenn man es wirklich will. Außerdem ist es unglaublich ehrlich geschrieben und man fühlt sich, als wäre man dabei. Ich hatte auch kurze Herzaussetzer in heiklen Situationen, habe gelacht in lustigen und habe mitgegrübelt, wenn es einen Grund dazu gab. Dieses Buch hat mir sehr viel gegeben und es war wirklich richtig gut! Ich bin sehr glücklich dieses Werk gelesen zu haben (und nein ich übertreibe nicht :D) und werde es auf jeden Fall auch nochmal lesen! Mit einigen Bildern wird das Erfahrene noch einmal aufgezeigt und man kann sich noch mehr in die Geschichten einfühlen. Man fiebert einfach mit und lernt dabei unglaublich viel über das Bergsteigen und dessen Gefahren. Aber auch über andere Kulturen, welches Essen gut schmeckt und was auf keinen Fall fehlen darf. Auch über die Berge selbst lernt man viel. Man begleitet den Autor auf vielen gefährlichen Reisen und liegt z.B. dabei sicher im Bett. Außerdem lernt man Lebensweisheiten, die unbezahlbar sind. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen! Es ist wirklich sein Geld wert und vielleicht können wir dann auch in Zukunft noch ganz viele Geschichten lesen, während wir sicher hier unten sind.

Zitat(e):

"Klettern ist Liebe und Hass zugleich. Manchmal muss ich diese unschönen Momente überwinden, um das süße Gefühl der Erleichterung zu spüren." (Seite 55)
 "Die Antworten, nach denen ich gesucht habe, habe ich nicht gefunden. Aber ich weiß jetzt viel mehr zu schätzen, was ich habe - und allein das bedeutet Glück für mich." (Seite 71)
"Hatte man einmal im Leben das Glück, diese wunderschönen und überwältigenden Berge Nepals aus der Nähe betrachten zu dürfen, bekommt man ein Gefühl dafür, warum hier der Sitz der Götter sein soll." (Seite 112)
"Vergisst man den Namen einer Person, stirbt sie vollends." (Seite 123)
"Das ist meine Zukunft. Das fühlt sich real an. Also kann ich davor nicht sterben. Zu sterben stellt keine Möglichkeit für mich dar. Ich glaube, dass es genau diese Einstellung braucht, um seine Grenzen zu sprengen." (Seite 131)
 "Das Unmögliche scheint immer verrückt - bis man es wagt." (Seite 143)


Vom Autor beantwortete Fragen:

Die Fragen, die Jost Kobusch beantwortet hat habe ich nicht nur alleine gestellt. Viele davon haben andere Teilnehmer/innen gestellt, die auch an der Leserunde auf Lovleybooks teilgenommen haben. Ich habe die Erlaubnis diese hier zu veröffentlichen. Hier könnt ihr zur Leserunde kommen. Ich möchte mich hier nochmals bei Jost Kobusch bedanken, der das hier ermöglicht hat. Bei den Fragen nehme ich mir raus etwas wegzulassen, was für die Frage bzw. Antwort unrelevant ist.

1. Frage: "Nachdenklich gestimmt hat mich der Gedanke, in wieweit man die Umgebung/Ausrüstung an die eigenen Kräfte anpassen sollte. Einerseits möchte man niemanden diskriminieren und ihm Erfahrungen/große Träume vorenthalten. Andererseits muss man sich schon fragen, ob alle Ziele dieser Welt „zugänglich“ sein müssen. Was meinst du? Gibt es zu viele Leute, die sich überschätzen (im Vertrauen auf eine teure Ausrüstung etc.) und sich relativ leichtsinnig auf große Touren begeben? Oder ist das einfach nur Geschmackssache?" (MiaRim)

"Jeder Definiert seine Ziele selbst - ich denke das ich einfach sehr hohe Ansprüche an mich stelle und Perfektion suche. Ziele sollten nicht zugänglich sein, sonst bleiben es ja keine Ziele - erst wenn man für etwas hart gearbeitet hat weiß man es wertzuschätzen. Ich habe Respekt vor jedem der mit Sauerstoff auf den Everest gestiegen ist, das ist eine ordentliche Leistung- nur ich sehe für mich persönlich keine Bedeutung darin. Ich würde mir vorkommen als ob ich cheate indem ich die Umgebung an meine Fähigkeiten anpasse und nicht meine Fähigkeiten an die Umgebung. Ich denke das viele "Extrem Touren" mittlerweile standardisiert sind und der Extrem Tourismus Leichtsinnigkeit fördert aber gleichzeitig auch mehr Sicherheit bietet - ich bin kein Fan dieser Entwicklung, aber das ist sicher Geschmacksache."

2. Frage: "Ich habe den Prolog gelesen, einfach weil ich neugierig war. Und anschließend dein Video angeschaut. Krass, die Schneewand, die auf einen zukommt. Echt unvorstellbar. Da kann ich gut nachvollziehen, dass deine Füße wie festbetoniert waren. Und das Chaos danach zu sehen, war bestimmt schrecklich. Denkt man in dem Moment überhaupt daran, wieviel Glück man hätte, dies lebend zu überstehen" (silvandy)

"[A]lso ich muss gestehen das ich häufig in einen emotionslosen rationalen Autopilot-Modus verfalle wenn ich solchen Situationen ausgesetzt bin - aber sobald alles überstanden ist kommen all die unterdrückten Emotionen wieder hoch und ich begreife wie viel Glück ich doch hatte/ habe."

3. Frage: "Kannst du dir vorstellen eines Tages damit aufzuhören, dich in lebensgefährliche Situationen zu bringen? Nicht wegen einer Beziehung, aber vielleicht wegen eigener Kinder?" (MiaRim)

"Ich suche ja nicht die Gefahr sondern den Aufbruch ins Unbekannte und dabei ist es mir absolut wichtig die relative Gefahr absolut gering zu halten - heutzutage habe ich auch ein ganz anderes Verständnis dafür hahaha
Und ja eines Tages wird mein Körper meinen eigenen Alpinistischen Erwartungen nicht mehr standhalten und dann bricht ein neues Kapitel in meinem Leben an - wann genau das sein wird weiß ich nicht aber dann wird etwas anderes Großes Sinnstiftendes mich beflügeln und mein Selbst stabilisieren."

4. Frage: "Ist Lebensgefahr eine Voraussetzung dafür, dass Sponsorengelder fließen?" (MiaRim)

"Nein das sehe ich nicht so - aber das hängt sicher auch von den Sponsoren ab - Ich habe den Luxus mir aussuchen zu können mit wem ich arbeite, meine Partner/Sponsoren sind für mich in gewisser Weise eine Familie die sich um mich sorgt."

5. Frage: (SPOILER) "Hast du noch Kontakt zu Lisa? Ich nehme an, sie ist kein zweites Mal mit dir geklettert?! Eine gemeinsame Tour hat viel mit Vertrauen und Verantwortung für den anderen zu tun. Bei der Lawine hast du instinktiv deine Freunde beschützt und geholfen, so gut du konntest, aber ein Vorhaben abzubrechen, weil andere schwächeln (vernünftiger sind), scheint dir sehr schwer zu fallen. Willst du auch in diesen Punkten reifen bzw. bist es schon?" (MiaRim)

"Ja ich habe noch Kontakt zu ihr - sie ist schon seit zwei Jahren auf Weltreise ;) ja ich glaube schon das wir einmal zusammen in der Nähe von München unterwegs zum Sportklettern waren (Kochel am See um genau genau zu sein) ich denke das sie zu dieser Zeit auch gespürt hat das etwas in mir vor sich geht und dass ich mich langsam verändere. Trotzdem habe ich mich nie für meinen Egoismus entschuldigt, das werde ich dringends nachholen sobald sie von ihrer Reise zurückkehrt...
Mir fällt es in der Tat schwer mich auf andere zu verlassen und insbesondere auch durch das Verschulden von anderen zu scheitern - ich denke das es einen großen Teil meines Solo Bergsteigens ausmacht mich voll und ganz auf mein Ziel konzentrieren zu können und dabei die  volle Kontrolle zu haben. Am Ende bin ich jemand der sich sehr um dass wohlbefinden anderer sorgt und dass ist Menschlich aber nicht immer hilfreich um Ziele zu erreichen. Solo Bergsteigen ist schwieriger und für mich die "Reinste Form des Bergsteigens" ich renne jetzt aber nicht vor Sozialen Kontakten davon - im Gegenteil ich habe auch Projekte die ich mit Seilpartnern angehe und unglaublich schön sind - bei mir gibt es da einfach eine klare Disziplinen Trennung damit ich mich auf dem Jeweiligen Gebiet voll ausleben kann, wenn ein Partner dann schlapp macht ist es okay wir sind als Team dort und mir kann das gleiche passieren."

6. Frage:  "Ich frage mich beim lesen: hast du das Buch selber geschrieben oder mit hilfe eines Ghost writers? Mir ist das nie so ganz klar wie das abläuft, das wäre spannend zu hören. Und wer hatte die idee zu dem buch?" (skiaddict7)

"[I]ch habe das Buch komplett selbst geschrieben - es hat nachher lediglich ein Lektor Kürzungen vorgeschlagen und mein Rechtschreibfehler rausgebügelt - ich hatte schon ein wenig angefangen zu schrieben als mich eine Literaturagentur kontaktiert hat und dann ging alles ganz schnell - ursprünglich wollte ich das Buch ganz Oben Ohne nennen aber dem Verlag war da zu viel oben Ohne im Titel hahaha"

7. Frage: "Hattest du den Auto-Piloten schon immer oder hat der sich mit der Zeit entwickelt?" (ich)

"Der Autopilot ist durch Erfahrung gewachsen und basiert auf den Instinkten - es ist fast schon wie ein konditionierter Reflex. Man könnte sagen die Erfahrung macht die Instinkte nutzbar und das Unterbewusstsein wird geschult - ich denke das es wie alles eine Frage des Trainings ist."

8. Frage: "Hochkommen ist ja immer eine Sache, aber runter ist ja meistens viel schwieriger... Findest du das auch oder ist beides gleich schwierig? Hattest du schonmal bedenken wieder runter zu kommen? Nimmst du oft einen anderen Weg runter, als du hochgegangen bist? Was ist gefährlicher?" (ich)

"Runter ist in der Regel einfacher - die Schwerkraft hilft, die Anstrengung ist geringer dadurch deine Sauerstoffsättigung im Blut höher - aber auf dem Weg nach unten bin ich auch leichtsinniger, da habe ich den Gedanken an das warme Zelt oder sogar schon mein Zuhause im Kopf und ich weiß ja dass ich es schon rauf geschafft habe. Genau dann passieren die schlimmsten Fehler. -> ich finde den Abstieg viel gefährlicher. Häufig nehme ich den gleichen Weg runter nur in besonderen Fällen suche ich mir eine andere Route aus (also das gilt bei großen Expeditionen, beim Alpinklettern in den Alpen geht man meistens eine andere Route runter)"

9. Frage: "Wie viele Rekorde hast du eigentlich schon gebrochen?" (ich)

"[I]ch muss gestehe das ich da keinen Überblick habe, man kann sicherlich viele konstruieren -> Jüngster Deutscher auf der Annapurna, erster deutscher und jüngste hier und dort... vllt. bin ich sorg der jüngste solo Bergsteiger der jemals einen 7000er erstbestiegen hat - aber diese Rekorde sind alle so bei den Haaren herbeigezogen -> was für mich zählt ist der Aufbruch ins Unbekannte, etwas zu tuen von dem ich nicht weiß ob es überhaupt möglich ist, denn dass von dem ich denke das ich es kann, ist langweilig."

10. Frage: "Wieso hast du eig mit keinem Wort erwähnt, dass die ganzen Menschen, die es nicht schaffen den Berg zu besteigen bzw. abzusteigen, für immer dort ihr letzte Ruhestätte finden? Ich habe dazu gerade einen erschreckenden Artikel gelesen. Es scheinen mir zu viele zu sein als dass du keinem einzigen auf deinem Weg begegnet bist..." (nicekingandqueen)

"Ich saß neulich in einem Termin im Brauhaus in Köln direkt da am HBF und da saß noch so ein Alter Mann mit am Tisch und der bekam mit das wir über Bergsteigen redeten und stellte sich als Professor der Philosophie aus Heidelberg vor und erzählte von seinen alpinistischen Erfahrungen vor vielen Jahren. Am Ende des Gesprächs - kurz bevor er ging sagte er noch "man sollte den Tod vielmehr ins Leben mit einbeziehen" ich denke das habe ich früher einfach nicht gemacht - vielleicht auch bewusst weggeschaut und daher garnicht erst an das Thema gedacht, obwohl doch der Tod das Ziel unseres Lebensweges ist."

11. Frage: "[W]ie bist du auf den Peak Lenin gekommen? Warum sollte genau der Gipfel das für dich sein und warum im Winter?" (silvandy)

"hahaha also auf den pik Lenin bin ich gekommen weil ich kein Geld hatte und er einer der Günstigsten 7000er (wenn nicht der Günstigste) überhaupt ist - die gesamte Besteigung ließ sich mit minimalistischstem Budget realisieren - genau genommen war es damals nicht Winter, ich wollte im November auf dem Gipfel stehen, der meteorologische Winter beginnt aber erst am 1.12. und der kalendarische sogar erst am 22.12. - aber die Hauptmotivation lag darin alleine zu sein, um ein echtes Solo am Berg zu realisieren - und ja mittlerweile weiß ich dadurch auch ganz genau wann wirklich winter ist :D die Bedienungen waren allerdings schon winterlich;)"


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