"Mein Jakobsweg" Teil 9/10
Santiago ist eine sehr schöne Stadt, aber auch sehr teuer
und verwinkelt. Deshalb fahre ich morgen zurück nach Porto. Ich bin heute in
einem alten Internat - sehr schön. Ich habe ein Einzelzimmer, ohne Bad. Langsam
realisiere ich, was ich geschafft habe. So wirklich stolz fühle ich mich
trotzdem nicht, außerdem sind meine Beine sehr schwer bzw. schmerzen meine Füße,
wahrscheinlich kommt jetzt der Schmerz des Weges. Denn mein Körper weiß, es ist
vorbei. Die Nacht in dem Hotel war super und das Frühstück eins a. Ich habe
verdammt gut geschlafen. Nach zwei Wochen freue ich mich viel mehr über die
kleinen Dinge z.B. einen Föhn. Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich solange
durchgehalten habe und Papa für das Sponsern dieser Hotelnacht. Gleich werde
ich mir die Stadt weiter ansehen. Übrigens wäre ich gerne noch eine Nacht
länger in dem Hotel geblieben, aber dann hätte ich mir die Stadt wohl nicht
mehr angeschaut - also ist es gut so (weil ich den ganzen Tag im Bett geblieben
wäre). Gestern habe ich mir ein Armband gekauft und es ist direkt kaputt
gegangen. Ich habe dann versucht den Laden zu finden, jedoch ohne Erfolg. Heute
bin ich dann zufällig dran vorbei gekommen und konnte es ohne Probleme Umtauschen.
Ich kaufe mir jedoch kein neues, sondern einen Pullover. In einem Laden mit
Lesezeichen habe ich eine Karte mit dem Spruch: „Auch aus Steinen..“ gefunden.
Ich wollte sie eigentlich nicht kaufen, doch dann habe ich die Karte doch
gekauft. Übrigens bin ich gerade ganz alleine essen, was auch ziemlich komisch
ist. Ich möchte auf jeden Fall mehr Reisen - gerne auch alleine. So ist man
unabhängigerer, aber vielleicht auch einsam. Ich werde dieses Jahr mindestens 1
Wochenende verreisen. So langsam wird der Weg real - ich bin ein Tier- haha. Besonders
gut hat mir heute gefallen, einfach alleine vor der Kathedrale zu sitzen. Ich
wünschte ich hätte die Zeit mehr genossen und wäre stolzer auf mich.
Heute ging es zurück nach Porto. Ich bin an Orten vorbeigefahren,
durch die ich gelaufen bin. Außerdem mussten wir den Bus plötzlich wechseln
(warum auch immer – komisch). Ich habe kurz und schlecht geschlafen und hatte
richtig schlechte Laune. Ich hatte schon „Angst“, dass der ganze positive
Effekt weg ist. Schließlich war ich beim Laufen so glücklich. Doch nach der
Busfahrt und viel Schlaf ging es mir wieder besser. Ich bin sogar die 3 km zum
Hostel gelaufen. Achja das
Hostel… über meinem Bett ist ein riesiger Schimmelfleck… aber ich schlafe da ja
nur und aufregen bringt nichts, denn ich kann es nicht ändern. Zwei Nächte
gehen schnell um. Ich habe noch keinen Plan, was ich überhaupt machen werde -
mal sehen und wenn ich nur irgendwo chille. Ich fühle ich mich entspannt und
nachdenklich. Mein Wunsch für die nächsten Tage: Das Glücksbefinden, die Freude
und die Gelassenheit mitzunehmen. Allen lieben Menschen soll es gut gehen.
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