"Mein Jakobsweg" Teil 4/10


Heute wollten wir ganz entspannt starten, mit 10 km. Da wir gegen 12 Uhr angekommen sind, machten  wir eine Stunde Pause – mega gut. Eigentlich wollten wir nur 5 km weitergehen, doch wir verpassten den Ort, da wir mitten im Wald waren. Also mussten wir weiter Berg auf und ab gehen. Schließlich fanden wir eine Ferienwohnung für 12,50 € mit eigener Waschmaschine. Meine neue „Freundin“ meinte, mein Englisch sei wirklich gut.
Ich glaube, man geht hier einmal richtig durch Scheiße, damit man merkt, wie lächerlich die Probleme eigentlich sind.  Eben saß ich mit Yvonne in der Küche, nachdem uns die Hausfrau eine sehr gute Suppe gebracht hat und wir Nudeln und Pudding gegessen haben. Yvonne hat mir dann Karten von anderen Pilgern aus ihrer Heimat gezeigt (auf den Karten ist immer ein Bild und ein Spruch darauf, welchen sich die Pilger ausgedacht haben). Eine Karte hat mir einen anderen Blickwinkel gegeben. Alles ist ein Geschenk Gottes, hat jemand geschrieben. Also ist auch dies ein Geschenk Gottes. Außerdem möchte ich anderen Menschen mehr Gutes tun. Ich möchte mehr helfen, denn mir wurde hier so viel geholfen. So kann ich anderen etwas zurückgeben. Schließlich habe ich nie mehr als ein „nein“ zu verlieren. Ach und man kann sich nie an Anderen messen. Denn es ist viel entspannter, wenn man in seinem eigenen Tempo geht. Es kommt nicht darauf an, wie schnell man ankommt, sondern dass man ankommt. Es kommt immer nur auf den Blickwinkel an. Der Tag heute war sehr gut, denn das Wandern war entspannt, es war zwar bergig, aber durch viele kleine Pausen gut. Heute habe ich viel gelernt und dadurch einen anderen Blickwinkel bekommen. Besonders gut hat mir heute gefallen, wenn man anderen hilft, bekommt man viel zurück.
->  Merke: Alles ist ein Geschenk. Ich wünsche mir mehr schöne Tage und mehr Wissen. Das Wetter war sehr angenehm. Angeblich waren es heute 15 km fühlt sich aber durch die Berge viel mehr an.
Heute war ein entspannter Tag. Wir haben gut gefrühstückt und die alte Dame hat mir ihren alten Wanderstock geschenkt. Ich habe mir zuvor einen Ast aus dem Wald mitgenommen - so süß, sie erinnert mich sehr an Oma Helga. In der Stadt habe ich mir dann endlich Postkarten gekauft, welche ich direkt auf einer Bank am Strand schrieb, weil wir auf Yvonnes eigentliche Freunde warteten. So gingen wir dann zu viert etwa 10 km weiter. Ich hatte schon vom Leben in Afrika gehört, doch es war nie so nah. Klar wusste ich, es gibt Wasserarmut, doch für sie ist der ganze Weg Luxus. Merke: Ich sollte mich weniger anstellen, sondern mehr schätzen, schließlich überlebt man trotzdem. Nach den 10 km trennten sich unsere Wege, denn sie blieben dort und ich nahm den Zug bis zur Grenze, weil ich morgen eine Pause brauche und nur 5 km gehen werde. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, nun alleine meinen Weg zu gehen und mir ein Zimmer mit 20 anderen zu teilen. Doch am Bahnhof angekommen, traf ich auf Gabi - Sie war einfach im selben Zug und ist eine Haltestelle später eingestiegen. Bitte was ist das für ein Zufall? So teilen wir uns nun ein großes Bett für je 16€ mit Frühstück. Allgemein was es hier für Zufälle gibt. z.B. der Bus oder in der Herberge mit Yvonne. Ich glaube mittlerweile, nichts passiert ohne Grund. Jede Begegnung hat einen Grund. Gott hat da zum Glück seine Hände im Spiel. Außerdem saß ich heute auf einem Markplatz und habe einen Kaffee getrunken, das tat so gut. -> Merke: sollte ich öfter tun. Ich habe mit Gabi auch über den blöden Tag geredet. Für sie war der Tag auch sehr hart. Dadurch war sie dann selber sehr genervt, gerade von diesen Selbstverständlichkeiten, wie mir meine Flasche zu geben (was davor total normal war). Das hat mich sehr an die Schule und die Tipp-Ex Geschichte erinnert. Wie genervt ich manchmal von der Benutzung von anderen war. Das zeigt mir einfach, es ist nichts selbstverständlich. Man sollte immer fragen, doch dann ist man von der Frage genervt. Also -> Merke: sich mehr für Selbstverständlichkeiten bedanken. Gabi musste sich übrigens neue Schuhe kaufen und hatte dadurch ziemliche Blasen, doch sie ist trotzdem weitergegangen. Das zeigte mir, man muss immer das Beste aus der Situation machen (ich ziehe den Hut, dass sie mit diesen Blasen so durchgehalten hat). Ich fühle mich heute sehr gut, denn die Pause bzw. der kurze Weg tut gut. Mein Wunsch für die nächsten Tage: noch mehr so entspannte Tage.


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